Systematische Altersänderung vom SEM - JUSO Basel-Stadt fordert breitgefächerten Schutz für minderjährige Geflüchtete!

21.08.2020

Heute hat die BZ einen Bericht über die Erfahrungen eines jungen Geflüchteten aus Afghanistan veröffentlicht. Hussain flüchtete als Minderjähriger in die Schweiz, wo er im EVZ Basel untergebracht wurde. Nach einer Weile im EVZ bekam er einen Termin für sein erstes Interview, bei dem Entscheidungen gefällt wurden, die sein Leben massiv verändert haben.

In seinem Interview mit dem Staatssekretariat für Migration (SEM) wurde ohne Vorbereitung und ohne ärztliche Prüfung entschieden, dass Hussain volljährig war. Diese Altersänderung hatte verheerende Folgen für seinen Aufenthalt in der Schweiz, ein Aufenthalt, der so schlecht war, dass er sich fast das Leben genommen hat. Eigentlich war Hussain nicht volljährig, er war 15 Jahre alt als er sein Interview mit dem SEM hatte. Aber im Interview, das nur 35 Minuten dauerte, wurde ihm nicht geglaubt und sein Alter wurde geändert.

Der ehrenamtliche Verein ExilAktion begleitet Geflüchtete wie Hussain und stellt leider fest, dass sein Fall keine Ausnahme ist. Die Altersänderung von minderjährigen Geflüchteten ist weitverbreitet. Das Ausmass wird offensichtlich, wenn man die statistisch hohe Anzahl Geflüchtete mit dem 1. Januar als Geburtstag betrachtet. Julia Burkart, Vize-Präsidentin von ExilAktion meint: “Die Tatsache, dass es sich nicht um einen Einzelfall handelt, deutet auf eine Systematik hin.”

Diese systematische Altersänderung hat verheerende Folgen für die Geflüchteten. Unbegleitete minderjährige Asylsuchende (UMA) haben in der Schweiz spezielle Rechte, die dem Schutz der Kinder dienen.

Die systematische Altersänderung die vom SEM durchgeführt wird ist ein Symptom der unmenschlichen Priorisierung von Geld über das Leben der asylsuchenden Kinder in der Schweiz. Trotz aller Probleme und dem Stress, dem die Kinder ausgesetzt werden wenn ihr Alter geändert wird, macht es das SEM trotzdem. Für Julia Burkart ist die Sache klar: “Das SEM hat keinen Interesse, das tatsächliche Alter festzustellen.”

Die Enthüllung der systematischen Altersänderung von Kindern wirft ein noch schlechteres Licht auf die Leitung vom Bundesasylzentrum Basel und die inhumanen Bedingungen die dort herrschen. In einem Bericht der WOZ vor drei Monaten kam heraus, dass die Geflüchteten im Bundesasylzentrum Basel Gewalt ausgesetzt sind und in hygienisch miserablen Umständen leben. Privatsphäre auf den Badezimmern gibt es nicht und die Zimmer sind extrem überfüllt. Die Taten des SEM deuten aber darauf hin, dass in den überfüllten und unhygienischen Zimmern für erwachsene Geflüchtete auch Kinder mit geänderten Alter untergebracht werden.

Im Anblick der Tatsache, dass falsch eingestufte Geflüchtete, die eigentlich Kinder sind, höchstwahrscheinlich auch im Bundesasylzentrum Basel untergebracht sind, ist es umso wichtiger, dass die Bedingungen da merklich verbessert werden. So meint Angus Duffy, Sekretär der JUSO Basel-Stadt: “Die Bedingungen in den Asylzentren sind inhuman und dass Kinder mit geändertem Alter ohne Schutz da untergebracht werden ist eine menschenverachtende Politik, die sofort gestoppt werden muss!”