SP und JUSO fordern die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte Basels

08.07.2023

Mit einem Anzug fordern wir den Regierungsrat auf, eine Überblicksstudie zur Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit Basels in Auftrag zu geben und im Anschluss an den kantonalen Bericht Massnahmen in der öffentlichen Vermittlung zu ergreifen.

Analog zum Kanton Basel-Landschaft, zur Stadt Zürich und zahlreichen weiteren Schweizer Städten soll sich auch Basel-Stadt mit der eigenen Rolle in der Kolonialzeit auseinandersetzen. Durch dieses Anliegen ist der gemeinsam erarbeitete Vorstoss von SP- Grossrätin Barbara Heer und der JUSO Basel-Stadt entstanden, der vergangene Woche eingereicht wurde. Der Anzug wurde im Austausch mit diversen Wissenschaftlerinnen ausgearbeitet, insbesondere: Freija Geniale (Studentin MA Changing Societies, Universität Basel), Dr. Tanja Hammel (Historikerin), PD Dr. Barbara Lüthi (Historikerin, Universität Leipzig), Dr. Claske Dijkema (Geografin, Universität Basel, Autorin (de)koloniale Karte Basel), Dipl.-Psych. Lalitha Chamakalayil (Psychologin, FHNW).

Die Schweiz hatte zwar keine Kolonien, war aber dennoch am Kolonialismus beteiligt und ist durch die Kolonialzeit wirtschaftlich, kulturell und politisch massgeblich geprägt worden. Auch die Verstrickungen Basels in koloniale Beziehungsgeflechte hat das Selbstbild der Basler Gesellschaft über mehrere Generationen hinweg geprägt. In der Schweiz findet seit über einem Jahrzehnt und seit den Black-Lives-Matter Protesten im Jahr 2020 in zahlreichen Kantonen nochmals verstärkt eine öffentliche Debatte zur eigenen Verwicklung in den weltweiten Kolonialismus statt. So hat die Stadt Zürich im Rahmen des Projektes „Koloniales Erbe Zürich“ mehrere Massnahmen initiiert: Es wurde ein Bericht zur Aufarbeitung der Beteiligung der Stadt am Sklavenhandel in Auftrag gegeben, es gibt eine öffentliche Ausstellung und es wurden Unterrichtsmaterialien und eine Website erstellt. Im Januar 2023 hat der Landrat einen Kredit für einen Forschungsbericht gesprochen, der die koloniale Vergangenheit im Baselbiet aufarbeiten soll. Auch die Städte Genf, Bern und Neuchâtel haben vergleichbare Massnahmen getroffen.

«Es ist höchste Zeit, dass auch der Kanton Basel-Stadt ein Projekt zur öffentlichen Aufarbeitung des Kolonialismus lanciert. Denn Basel war schon immer ein zentraler Dreh- und Angelpunkt für Wirtschaft, Handel, Kultur, Religion und Wissenschaften im nationalen und internationalen Kontext», sagt Barbara Heer, Grossrätin SP Basel-Stadt.

Freija Geniale, Mitautorin des Anzugs, fügt an: «Die Auseinandersetzung mit der eigenen lokalen Vergangenheit ist zentral für die Bewohner*innen Basels und für eine zeitgemässe historische und gesellschaftliche Positionierung der Stadt in einer globalisierten Welt.»