Die JUSO Baselland und Basel-Stadt kritisieren die Basler Fasnacht als unsicheren Raum für Frauen, queere Menschen und rassifizierte Menschen. Trotz des Leitfadens des Fasnachtskomitees gegen Diskriminierung vom letzten Jahr fehlen echte Schutzmassnahmen. Mit einer Aktion an der Fasnacht macht die JUSO auf dieses Problem aufmerksam und stellt an das Fasnachtskomitee und die Regierungen beider Basel Forderungen für mehr Zugänglichkeit und Sicherheit.
Die Basler Fasnacht gilt als traditionsreiches, weltoffenes Fest, an dem alle willkommen sein sollen. Doch die Realität sieht anders aus: Immer wieder berichten Betroffene von rassistischen, sexistischen und queerfeindlichen Vorfällen. Besonders Frauen und queere Menschen sind während der "drey scheenschte Däg" häufig sexueller Belästigung ausgesetzt. Betrunkene Gruppen haben ohnehin ein erhöhtes Gewaltpotential. Zusätzlich wähnen sich an der Fasnacht viele in der Straflosigkeit der Narrenfreiheit und der Anonymität. So werden zum Beispiel immer wieder gezielt junge Frauen mit Räppli gestopft und die Gelegenheit dann für ungewollte Berührungen missbraucht.
Trotzdem gibt es keine konkreten Sicherheitsmassnahmen. Angel Yakoub (25), Präsidentin der JUSO Baselland, erläutert: "Wir fordern nicht viel – nur, dass sich alle Menschen an der Fasnacht sicher fühlen können. Es braucht ein ein ganzheitliches Schutzkonzept mit Awarenessteam und einer Notfall-Hotline, um Betroffene zu unterstützen. Alles andere ist reiner Stillstand und Ignoranz." Es sei zu erwähnen, dass es am nächsten Basler Grossevent, dem ESC, ausgereiftere Massnahmen wie Safer Spaces oder eine 24h-Hotline greifen sollen. Wieso also nicht auch an der Basler Fasnacht? Letztes Jahr veröffentlichte das Fasnachtskomitee einen Leitfaden, der zur diskriminierungsfreien Fasnacht aufruft. Doch ein blosser Appell reicht nicht aus! Ohne konkrete Strukturen bleibt es leere Symbolpolitik. Fasnächtler*innen, die rassistische, sexistische und ableistische Kostümierungen tragen oder verletzende Sujets verbreiten, werden nicht zur Rechenschaft gezogen. Opfer von Belästigung und Gewalt bleiben oft auf sich allein gestellt.
Um auf diese Missstände aufmerksam zu machen, hat die JUSO ein Transparent mit dem diesjährigen Fasnachtsmotto "Syg wie de wottsch" gestaltet und mit einem Zusatz die Widersprüchlichkeit dieses Motto zur Realität der Fasnacht aufgezeigt. Ella Haefeli, Präsidentin der JUSO Basel-Stadt ergänzt: “Zwischen Worten und Taten sehen wir noch immer eine grosse Diskrepanz. Wir fordern mehr von Zweiterem!”
Die JUSO fordert vom Fasnachtskomitee und der Stadt Basel endlich wirksame Schutzkonzepte:
- Ein Awarenessteam, das Betroffene unterstützt
- Eine Notfall-Hotline während der Fasnacht
- Klare Konsequenzen für diskriminierende und belästigende Handlungen
- Ein Verbot von rassistischen, sexistischen und ableistischen Kostümen sowie Cliquen-, Guggennamen
Zusätzlich fordert die JUSO die Regierungen beider Basel auf, Zahlen zu erheben, die das Ausmass der Gewalt und Dikriminierung aufzeichnen. Die Fasnacht kann nur dann ein Fest für alle sein, wenn sich wirklich alle sicher fühlen können. Bis dahin bleibt sie ein Privileg für jene, die sich keine Sorgen um ihre Sicherheit machen müssen.