Initiative für das Ende der Massentierhaltung

Der einzige gemeinsame Nenner des Bauernverbandes und der Tier- und Umweltschutzorgas, die die MTI (Massentierhaltungs-Initiative) unterstützten ist ein simpler:

Alle sind gegen Massentierhaltung. Die einen haben hierfür eine Initiative lanciert, die wir am 25. September 2022 an der Urne behandeln. Die anderen, der Bauernverband in Kooperation mit Wirtschaftsverbänden, behaupten dreist, es gäbe keine Massentierhaltung in der Schweiz...

Doch um was geht es? Die MTI verkörpert den klassischen zurückhaltenden Tierschutz; die Initiative möchte etwas weniger schlimme Lebensbedingungen für sogenannte Nutztieren, die in der Schweiz ausgebeutet werden. Pro Jahr verlieren mehr als 83 Millionen (2021) hiesige Nutztiere ihr Leben (Zahl ohne Import).
Doch von Leben kann nicht die Rede sein, denn viele dieser Tiere (Hauptsächlich sind es Hühner), haben nie den Himmel gesehen. Und natürlich, nicht jedes dieser Tiere wurde unter schlimmsten Bedingungen gemästet. Doch um die schlimmen Fälle dreht sich die Initiative, sie möchte verhindern, dass in Zukunft immer noch weit mehr als zehntausend (!) Hühner in eine einzige Halle gesperrt werden können (maximale Gruppengrösse in der Schweiz beträgt 27’000 Hühner). Sie möchte, dass nicht mehr 10 Schweine auf der Fläche eines Parkplatzes gehalten werden dürfen, sie will mehr Platz als ein A4-Blatt pro Huhn.

Kurz: Die Initiative möchte mehr Platz für die Tiere, kleinere Gruppen, bessere Kontrolle der Betäubungsmethoden beim Schlachten. Das ist kein gutes Leben, das ist das etwas weniger schlimme. Und trotzdem: Es wird mit allen (finanziellen) Mitteln gegen die Initiative vorgegangen.

Doch weshalb? Vertritt der Bauernverband nicht etwa alle Bäuer:innen, obwohl nur 5% (Zahlen des Bundesrates) der Betriebe betroffen wären? Wie kommt es, dass die Verbände “KAG Freiland”, “Demeter” und auch die "Kleinbauern-Vereinigung" hinter der Initiative stehen?

Es ist das alte Spiel; Rechte Verbände bekämpfen jede noch so kleine Verbesserung, sind zu keinen Kompromissen bereit (siehe Debatte in den Räten zu einem Gegenvorschlag) und vertreten nur die Interessen der “Big Player”. Sie schliessen Hinterzimmer-Deals (mit den Gewerbeverbänden betr. Verrechnungssteuer) und schwurbeln etwas über die Freiheit der Konsument:innen und über die sog. "Eigenverantwortung". Sie vertreten die Wirtschaft, nicht jedoch die Volkswirtschaft.

Und wer vertritt die Interessen der (Nutz)tiere? Es gibt den nutzlosen “Schweizerischen Tierschutz”, der zur MTI laut schweigt, es agieren die Veterinärämter, die mit den Gesetzen der bürgerlichen Parlamenten kaum nützliche Werkzeuge haben. Rechte haben Tiere sowieso keine, das Gesetz schützt sie weder vor Ausbeutung, noch davor, gGrundlos getötet zu werden. Die Tierwürde in der Verfassung ist eine Farce, ein Lippenbekenntnis.
Was bleibt, sind NGOs. Vereine wie “Sentience Politics" (habe die Initiative lanciert) oder “Animal Rights Switzerland”, die sich für einen effektiven Tierschutz einsetzen. Mit wenig Mitteln und kleiner Reichweite, ohne Lobbyist:innen.

Was wird passieren? Sicherlich könnte es knapp werden, doch selbst wenn sich eine Mehrheit der Schweizerischen Bevölkerung für die Initiative ausspricht, ist das Nein der Stände sicher.
Ab dem 26.09 wird die Massentierhaltungs-Initiative bestenfalls ein weiteres Beispiel sein, das wir die Macht erzkonservativen Mini-Kantonen mit ihren Standesstimmen brechen müssen.