Unanständig: Der Grosse Rat lehnt Mindestlohn für Lernende ab!

12.11.2025

Ein Schlag ins Gesicht für die Berufslernenden: Der Grosse Rat hat an der heutigen Sitzung eine Motion, die einen Mindestlohn für Lernende (1000.- im ersten Lehrjahr) verlangte, mit 49 zu 41 Stimmen abgelehnt. Die JUSO Basel-Stadt ist enttäuscht über das fehlende Problembewusstsein und die offenbar vorhandene Geringschätzung von Lernenden.

Mit dem Eintritt ins Berufsleben erhalten die meisten Jugendlichen ihren ersten Lohn. Grundsätzlich sollten Lernende dabei mit einem Lernendenlohn angemessen vergütet werden. Die Realität zeigt jedoch viele Probleme. Es kommt nicht selten vor, dass die Löhne sehr tief sind. Trotz hohem Arbeitsaufwand neben der Berufsschulbildung bleiben Lernende finanziell von Eltern, Erziehungsberechtigten oder Dritten abhängig. Für Menschen, die später im Leben mit einer Lehre beginnen oder keine finanzielle Unterstützung von ihren Eltern bzw. von Erziehungsberechtigten erhalten, drohen Verschuldung, Lehrvertragsauflösungen oder Lehrabbrüche.

Für die JUSO Basel-Stadt ist daher klar: Ein Mindestlohn ist das Mindeste. Dass der Grosse Rat die Motion schulterzuckend ablehnt, stösst der ehemaligen Lernenden und aktuellen Co-Vizepräsidentin der JUSO Basel-Stadt, Rachele Betschart, sauer auf: “Ein Mindestlohn hätte nicht nur Löhne besser und einheitlicher geregelt, sondern auch ein wenig den finanziellen Druck, der auf Lernenden lastet, weggenommen und die Lehre allgemein attraktiver gemacht.” Die irreführende Argumentation gewisser Bürgerlicher ist für die JUSO Basel-Stadt mehr als stossend. Lernende sind nicht 3-4 Jahre eine reine Last für den Betrieb – im Gegenteil. Betschart berichtet aus eigener Erfahrung: “Ich bin Fachfrau Behindertenbetreuung, dass heisst neben unregelmässigen Arbeiten, Nachtschichten und Wochenendschichten habe ich auch schon während der Lehre eine enorme Verantwortung gegenüber anderen Menschen getragen. Schon ab dem zweiten Lehrjahr war ich alleine für Dienste eingeteilt und habe die gleichen Aufgaben wie meine ausgelernten Team-Kolleg*innen übernommen. Und trotzdem war mein Lohn unter 1000.-!”
Mit der Ablehnung dieser Motion ist die Forderung für einen Mindestlohn für Lernende, welche die JUSO Basel-Stadt und auch die JUSO Schweiz seit Jahren auf den Tisch bringt, in Basel-Stadt parlamentarisch vorerst vom Tisch. Der Druck der Strasse – wie ihn die Lernendenbewegung Scorpio zurecht aufbaut – wird bleiben und die Forderung erneut aufbringen.