Weder Rheinhattan noch Erlenmatt! Sechs Punkte zur Entwicklung des Hafenareals, als Bereicherung für alle BewohnerInnen von Basel

12.09.2016

Wie soll Stadtentwicklung meiner Meinung nach im Kleinbasel aussehen? Im Moment haben wir eine grosse Anzahl an Flächen, die von ehemaligen Industrie- in Wohnareale umgewandelt werden. Neben dem Klybeck- und Westquai im Hafen kommt beispielsweise auch das Industrieareal von BASF/Novartis im Klybeck hinzu, dessen Umnutzung in Zukunft endlich die Quartiere Klybeck und Kleinhüningen mit dem Rest des Kleinbasels vernünftig verbinden wird. Dadurch ergeben sich viele Chancen, aber auch einige Risiken. Man muss aufpassen, dass nicht "nur" Wohnfläche entsteht, da Menschen nicht nur Wohnen, sondern auch ihr Leben geniessen sollen. Als Gegenentwurf zu Rheinhatten oder dem snobistischen Vorschlag einer Museumsinsel zeige ich hier am Beispiel des Klybeckquais auf, wie Stadtentwicklung, die Raum für ein gutes Leben für alle bietet, aussehen kann.
1. 91% der Menschen in Klybeck und Kleinhüningen haben sich in der Hafenstadt-Befragung 2015 für Grün- und Freiräume auf dem Hafenareal ausgesprochen. Basel gewinnt vielerorts neue Baugebiete, die Verdichtung ermöglichen. Daher müssen an dieser Stelle Freiräume bleiben können. So entstanden die grossen Basler Stadtparks auf Flächen, die nach dem Umzug der ehemaligen Friedhöfe frei geworden sind. Heute sind diese Parks wunderbare Orte für Gross und Klein. Deshalb ist es nur logisch, dass man nun erneut die Gelegenheit nutzt und auf dieser riesigen Freifläche einen Park erstellt. Ein Badesee - mit Frischwasser aus dem Rhein und aus der Wiese gespeist - könnte ein Freizeiterlebnis für das ganze Quartier werden. Hier könnten auch Menschen baden, welche nicht in der Strömung des Rheins schwimmen können. Zusätzlich könnte in die Gestaltung des Parks mit eingebaut werden, dass in diesem vermehrt Obst- und Nussbäume wachsen. Zusammen mit einem kleinen Lehr- und Informationspfad könnte der Park so zusätzlich frische und kostenlose Früchte für die Bevölkerung liefern und Zugang zur Natur bieten. Auch soll der komplette Rheinuferbereich zur Promenade umgestaltet zugänglich für alle bleiben.
2. Es ist offensichtlich, dass wir in Basel dringend günstigen Wohnraum brauchen. Auch soll das neue Quartier Vielfalt bieten und darf niemanden verdrängen. Deshalb halte ich es für selbstverständlich, dass Raum für den Wagenplatz bleibt. Es würde sich anbieten, diesen beispielsweise an den Rand des Parks zu verlegen. Hier würde der Wagenplatz an dieser Stelle nicht mit anderen Nutzungsformen kollidieren, zudem hätten dessen BewohnerInnen dort einen ruhigen Wohnort und könnten dort an neuer Stelle dauerhaft bleiben.
3. Das Konzept der Zwischennutzung ist in Basel sehr beliebt und erfolgreich. Diese muss jedoch naturgemäss nach einiger Zeit immer Bauvorhaben weichen. Irgendwann wird dies nicht mehr möglich sein, da alle grösseren alten Industrieareale ihrer zukünftigen Nutzung überführt sein werden. Um dem entgegenwirken zu können, sollen die heutigen Zwischennutzungen im Hafen dauerhaft erhalten bleiben können. Sie bieten Vielfalt, Kultur und Unterhaltung und sind ein wichtiger Faktor der Lebensqualität Basles. Darum muss hier für sie permanenter Raum geschaffen werden. Das heisst nicht, dass an anderer Stelle keine neuen Zwischennutzungen entstehen sollen oder dürfen. Es soll aber hier im Quartier ein Ort entstehen, der Freiraum in guter Lage im Kleinbasel ermöglicht.
4. Konzerte und Barbetrieb verursachen "Lärm", der AnwohnerInnen stören kann. Diese für beide Seiten unbefriedigende Situation kann jedoch einfach und mit einer zusätzlichen Steigerung der Attraktivität des Areals behoben werden: Ähnlich wie in der Kaserne soll ein Gebäude hufeisenförmig den neuen Freiraum-Platz in der Mitte des Areals umrunden. Dort könnten bezahlbare Büros, Ateliers, Bars/Gastronomie etc. angesiedelt werden. So werden im Quartier attraktive Arbeitsplätze geschaffen, es entsteht Raum für Kunst und Kultur oder beispielsweise ein Uni-Institut - und zugleich dienen sie als Lärmschutz für die AnwohnerInnen, so dass wohnen und leben koexistieren können. Durch Räumlichkeiten für Konzerte, Veranstaltungen und Bars wird das Viertel auch im Winter belebt.
5. In Basel fehlt es massiv an bezahlbaren Wohnungen. Auf dem Areal des ehemaligen Kinderspitals entstand für die durchschnittliche Bevölkerung im Kleinbasel unbezahlbarer Wohnraum. Auch auf dem Erlenmatt entstanden bisher vor allem Wohnungen, welche im hohen Preissegment liegen. Preisgünstige Wohnungen, zum Beispiel mit genossenschaftlichem Wohnungsbau, müssen endlich her, dürfen aber nicht nur weit ausserhalb entstehen. Hier, direkt am Rhein, soll die Chance genutzt werden, bezahlbares und attraktives Wohnen zu ermöglichen. Zusätzlich zum genossenschaftlichen Wohnungsbau sollen 30% der Wohnungen zur Kostenmiete vermietet werden. Das heisst, dass diese Wohnungen nur so viel kosten dürfen, wie ihre Bau- und Unterhaltskosten betragen. Nur so schaffen wir es, dass wirklich günstiger Wohnraum entsteht. Damit es trotzdem weiterhin attraktiv bleibt, Wohnungen zu bauen, solle dafür die Stockwerkszahl der Gebäude erhöht werden. Somit entsteht kein Verlust und mehr Wohnungen werden auch noch gebaut - dadurch gewinnen alle!
6. Wenn wir als Stadt die Wohn- und Lebenssituation für die Bevölkerung derart verbessern, ist die Gefahr von Verdrängung gross. Habgierige Heuschrecken (auch "Immobilien-Spekulanten" genannt) stehen schon heute in den Startlöchern und treiben, unter anderem durch Verknappung des Angebots, die Mieten derart in die Höhe, dass sich die angestammte Bevölkerung die Mieten nicht mehr leisten kann und verdrängt wird. Es kann nicht sein, dass sich die Mieten plötzlich verdoppeln! Es braucht bezahlbaren Wohnraum für alle! Deshalb müssen Luxussanierungen verboten werden und es müssen schleunigst Gesetze ausgearbeitet werden, die die Verdrängung unterbinden!
Lasst uns ein Basel bauen, das allen Menschen ein gutes Leben ermöglicht!
Am 23. Oktober JUSOs auf der Liste 5 in den Grossen Rat und Elisabeth Ackermann, Heidi Mück, Eva Herzog, Hans-Peter Wessels und Christoph Brutschin in die Regierung wählen!