Grundrechte für Tiere oder Warum Tierschutz nicht reicht

10.09.2020

Stell dir vor, du bist noch nicht geboren und kannst unsere Gesellschaft so gestalten, wie du möchtest. Jedes Detail. Würdest du sie genau wie jetzt designen? Was würdest du ändern? Danach wirst du in diese Welt hineingeboren, doch du weisst im Vorhinein nicht, wohin und in wen. Doch zu dieser Frage später.

Grundrechte für Tiere? Aktuell existiert für bloss ein einziges Tier Grundrechte: Für uns Menschen. Wir haben das Recht auf Leben, auf körperliche Unversehrtheit oder auch das Recht auf Gleichheit vor den Gesetzen. Bei allen anderen Spezies ist dies anders, sie sind «Sachen». In der Bundesverfassung ist die «Würde der Tiere» festgehalten, doch dies ist mehr ein Feigenblatt als eine Tierschutzmassnahme. Nicht menschliche Tiere werden gehandelt als wären sie Schuhe, in Zoos Lebenslänglich eingesperrt als wären sie Verwahrt und wir essen sie, weil es uns schmeckt und wir das schon immer so getan haben. Wir nehmen Mutterkühen die Neugeborenen weg, «weil wir nicht ohne Käse leben können».
Wer also schon einmal vom Kapitalismus gehört hat, weiss: Sie sind Handelswaren. T-Shirts, Fancy Socken, Äpfel oder eben «Fischstäbli».

Dass das Tierschutzgesetz doch existiert ist, merken wir, wenn wir Kücken zum Spass Schreddern wollen, das ist nicht erlaubt. Doch wenn wir eine Hühnerfarm besitzen, und Eier unter ausbrüten, um tausende Legehenne in eine Halle zu sperren, dann dürfen wir die männlichen Küken vergasen, denn die sind nicht wirtschaftlich Nutzbar (Nein, sie werden nicht gegessen, die Mast wäre zu teuer bzw. sie ist nicht konkurrenzfähig im Vergleich mit anderen Hühnerrassen, die schneller Fleisch anlegen und so billiger in der Fleischproduktion sind).
Alle nicht menschlichen Tiere kann man für Geld kaufen und verkaufen, züchten, einsperren und (unter vielen Umständen) auch töten.

So kommt es das wir in der Schweiz pro Jahr circa 70 Millionen Landtiere (ohne Fische) töten, um sie zu essen. Ein Grossteil sind Hühner.
Danach empören wir uns, in den Rindfleisch-Burger beissend, mit den Lederschuhen und der Daunenjacke über Leute die Pelz tragen. Wenn es um Tiere geht, wir mit vielen Ellen gemessen, Haustiere wollen alle Schützen, Nutztiere jedoch darf man essen. Tiger essen ist gar nicht ok, doch sie im Zirkussen zu quälen (Nein, Tiger hüpfen nicht aus Spass durch ringe oder Ähnliches) oder in Zoos einzusperren ist ok...
Weshalb haben wir mit gewissen Tieren Mitleid und mit anderen nicht? Diesen Denkfehler nennt man Speziesismus. Die Erklärung ist leicht: Beim Rassismus geht es darum, dass man nicht alle Menschen gleich beurteilt und behandelt. Zurecht empören wir uns über Rassistisches Motive und bekämpfen diese wehement! Bei Speziesismus verhält es sich gleich. Wer glaubt, gewisse Spezies wären besser als andere ist ein*e Speziesist*in. Weniger schlimm als Rassist*in zu sein ist das nicht.

Nun zurück zu dem anfänglich gestellten Gedankenexperiment (Es heisst «Der Schleier des Nichtwissens» und stammt vom Philosophen John Rawls). Was wenn du gar kein Mensch wirst? Du hast sicher an die Menschen in Konfliktgebiete gedacht, gar nie eine Schusswaffe erfunden, mit den alten Göttern aufgeräumt oder das Wirtschafssystem fair ausgestaltet. Jetzt bist du ein Schwein in deiner Welt, wie geht es dir? Wie alt wirst du? Hast du eine Speziesistische Welt entworfen? Ich hoffe nicht.